Die St. Johannis-Kirche ist die evangelische Hauptkirche Schweinfurts und zugleich das einzige – noch erhaltene – mittelalterliche Gebäude der Stadt.
Der Baubeginn ist urkundlich nicht belegbar, jedoch weisen kunstgeschichtliche Befunde etwa die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. Die erst urkundliche Erwähnung (1325) liegt demnach rund 125 Jahre später, allerdings wurde damals noch an der Kirche gebaut; sie war etwa 1360 fertig.
Als sich die freie Reichsstadt Schweinfurt 1542 der Lehre Luthers anschloss, wurde das Gotteshaus Zentrum der evangelischen Gemeinde. Unter dem maßvollen Einfluss des Magisters Johannes Sutellius (1542 bis 1547 erster evangelischer Pfarrer in Schweinfurt) vollzog sich der Übergang gewaltlos. So hat es auch in Schweinfurt nie einen Bildersturm gegen vorreformatorische Kunstwerke gegeben, ein Grund dafür, dass die Kirche auch aus dieser Zeit wertvollen Kunstbesitz hat.
Das Stilgemisch aus fast allen Kunstepochen, das wir in der Kirche vorfinden, hat sich allmählich herausgebildet. Die Kirche war eine Bürgerkirche und diente niemals landesherrlichem oder kirchlich hierarchischem Repräsentationsbedürfnis. Der Rat des Stadtstaates hat sie nur immer wieder den Bedürfnissen der Bürger angepasst. So wurde sie im 15. Jahrhundert vergrößert; das Platzangebot wurde mehrmals durch Emporen-Einbauten oder –Abbrüche verändert; Schadhaftes wurde durch Neues im jeweiligen Stil der Zeit ersetzt. So kommt es, dass sich die Kirche dem Beschauer wie ein Bilderbuch der Kunstgeschichte darbietet, in dem auch seltene Übergangsstile betrachtet werden können. Hochwertige Bauskulptur, wertvolle Einrichtungsbestandteile, 22 Grabdenkmäler, ein berühmtes Konfessionsbild und vorreformatorische Kunst machen die St. Johannis-Kirche zu einer der bedeutendsten Kirchen Unterfrankens.
Die wichtigsten Bauteile und Kunstwerke nach kunstgeschichtlichen Epochen geordnet.
Die Innenansicht wird hier beschrieben.
Romanik / Spätromanik / Frühgotik
(1) Turmkapelle. Ältester Teilraum der Kirche. Seit 1988 wieder vom Querhaus her zugänglich. Schlichte Bauskulptur ca. 1200.
(2) Südgiebel des Querhauses als Schaufront gestaltet und Brautportal. 2. Viertel 13. Jh. Hervorragender Kapitellfries und Bogenornamentik.
(3) Querhaus. Schönster Teilraum der Kirche. Zweischiffigkeit selten. Erlesen schöne Bauskulptur, zeitgleich mit Brautportal. Gesimse!
(4) Konsolsteine des ehemaligen romanischen Chors.
(5) Querhauspfeiler. Entwicklung des Knospenkapitells.
(6) Thronende Sandsteinmadonna mit stehendem Jesusknaben. Die Datierungsvorschläge liegen zwischen 1280 und 1380. Hervorra¬gendes Werk. Bemalungsreste. Symbolaussagen.
(7) Südportal mit Maßwerkgiebel. Zweireihige Laubkapitelle. Eichenlaubstab, Monstren in Bogenkehle. Um 1300. Gleiche Anlage wie Hauptportal, dort nur ungeschmückt. Ebenfalls um 1300.
Gotik / Spätgotik
(8) Figur Johannes d. Täufers am Brautportal. Datierungsvorschläge frühes 14. Jh. (Dehio), 1360 (Knapp).
(9) Taufstein; auf 8 Feldern gotische Malereien von 1367 (Apostel-darstellungen, Szenen a. d. Leben Joh. d. T.).
(10) Seinsheim-Grabmal. Stehender, gerüsteter Ritter von 1369, ältestes Grabmal der Kirche.
(11) Einschiffiger gotischer Chorraum mit 5/8-Schluss. 1411 geweiht. Gute Bauskulptur (Figurenkonsolen, Baldachine). 3 Weihekreuze.
(12) Farbig gefasste Holzfiguren des Chorraumes. 2. Hälfte 15. Jh.: Kruzifixus im Chorbogen. 3 ähnlich angelegte Figuren: Bischof ohne Attribut (Kilian?); die beiden Johannes (Täufer rechts, Evangelist links), vielleicht 1484.
(13) Maria mit dem Jesuskind. Datiert 1510. Inschrift: MARIA BIT DEIN KINT FÜR VN(S). Vielleicht Zentralfigur eines vorreformatorischen Marienaltars.
(14) Westempore. Einbau vor 1486. Teilweise 1944 zerstört und 1951 rekonstruiert.
(15) Freskenrest „Mannalese“, ca. 1480.
Renaissance
(16) Fresko: Christus am Kreuz, nur mit den Füßen angenagelt, nimmt einer gekrönten Frauengestalt in braunem Kleid (irdische Gerechtigkeit) das Schwert, verweist auf sein Martyrium (3 rote Rosen in seiner linken Hand). Dichte Symbolik. Ca. 1500.
(17) Grabmäler des Valentin (+ 1582) u. der Margaretha von Münster (+1619).
(18) Grabmal der Margaretha von Wenkheim (+1552), Werk von Peter Dell dem Jüngeren.
(19) Grabmal des Christoph von Steinau (+1585). Werk des Bamberger Bildhauers Hans Werner (Selbstporträt im Giebel des Tempelchens).
(20) Konfessionsbild. Spätes 16. Jh., eines der ersten Bilder dieser Gattung. Mitte: Übergabe der Augsb. Konfession an Kaiser Karl V. im Jahr 1530. Rechts: Darstellung von Abendmahl, Taufe, Predigt, Kirchenmusik. Links: Christenlehre, Beichte, Hochzeit. 22 Bibelstellen zitiert. Aussagen streng lutherisch.
Barock
(21) Bronze-Grabmal des Reichsvogtes Balthasar Rüffer (+ 1637).
(22) Grabmal der Anna Hoefel (+ 1665). Werk des Windsheimer Bild¬hauers Hans Fürger. (Im Knoten signiert HF)
(23) Kanzel, gestiftet von Andreas Tauber 1694. Werkstatt unbekannt, steht allerdings in der Tradition der Kanzeln in der Markgrafschaft Ansbach-Bayreuth. Mosesträger. Am Korpus 4 Evangelisten und Johannes d. Täufer. Kanzeldeckel: Unterseite: Taube; oben gekrönt von der Figur des triumphierenden Christus, Engelchen mit Mar¬terwerkzeugen. Apostel (von links) Matthias, Paulus, Andreas, Petrus, Jakobus d. Ä., Philippus. Stifterwappen über Kanzeltüre. Stiftungsinschrift in ovalem Kranz an der Kanzelrückwand.
Spätbarock / Frühklassizismus
(24) Stuckmarmoraltar des Würzburger Hofstuckateurs Materno Bossi, 1783 für Kloster Heidenfeld angefertigt. Da das originale Altarbild (1806 anderweitig verkauft) eine Kreuzigung darstellte, ist der Altar von der Aussage her als Dreieinigkeitsaltar konzipiert. Assistenzfi¬guren: links Johannes d. T. und rechts Petrus, vielleicht von Joh. Peter Wagner (nicht belegbar).
19. Jahrhundert
(25) „Predigt Johannes des Täufers“, Gemälde vom Schweinfurter Maler Conrad Geiger, 1807.
(26) Johannes der Seher und Tierkonsolen vom Haßfurter Bildhauer Joseph Metzger, 1891.
Moderne
(27) Altarbild „Auferstehung“ von Adolf Kleemann ( 1904 – 1989), Gauting, 1959, eines der letzten gegenständlichen Bilder Kleemanns, der sich dann ganz der abstrakten Malerei zuwandte. Links unten die Befindlichkeit des Menschen, der ungeschützt dem Tod ausgeliefert ist, rechts Gleichnis vom Feigenbaum.
(28) Sandtner-Orgel von 1992. Prospektentwurf von Architekt Dipl.-Ing Franz Lichtblau und Fa. Sandtner, die Schleierbretter schnitzte Bildhauer Karl Heinz Hoffmann.
Mai 2011 Wiltrud Wößner
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Öffnungszeiten der St. Johannis-Kirche Schweinfurt
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